Warum bewerten wir ständig Alles und Jeden?

Warum bewerten wir ständig Alles und Jeden?

Ich sitze gerade am See und beobachte den Sonnenuntergang 🌅 Sommerurlaub 2023. Endlich mal ein paar Tage Auszeit nehmen. Nach und nach tummeln sich andere Touristen dazu. Der Sonnenuntergang ist faszinierend. Wieder mal geht ein Tag hier zu Ende. Das Wasser schwappt idyllisch ans Ufer. Meine Mitbeobachter zücken ihr Smartphone und halten das Spektakel am Ende des Tages fest. Erst einer, dann plötzlich alle. Nun wenn man den Sonnenuntergang betrachtet ist es einfach nur wunderschön. Die Sonne spiegelt sich im Wasser einfach herrlich. Doch neigt man seinen Kopf um 90 Grad sieht man Folgendes: 50-100 Smobies „Smartphone-Zombies“ sitzen neben mir. Eigentlich sollte man davon ein Bild machen. Die Menschheit ist süchtig geworden. Anstatt den Augenblick zu genießen, wird der dieser über das Smartphone wahrgenommen, um es sich später nochmal anzuschauen – was man meistens eh nie macht – oder um es in seinen Status zu posten, sodass anderen Menschen zeigt wird, wie schön es hier ist. Einen Augenblick, den man aber gerade nicht wirklich genießt oder?

 

Die Sonne ist untergegangen und die Menschen verlassen den Spot wieder. Ich hatte mir vorgenommen diesen Urlaub so wenig wie möglich auf mein Handy zu schauen, um einfach mal im JETZT zu sein. Doch gerade passiert es leider. Mein Handy klingelt. Mein erster Gedanke: Hätte ich es nur zuhause gelassen… Denn was mache ich? Natürlich, ich blicke kurz darauf. Eine 2 Sterne Bewertung „Alpakawanderung für uns nicht passend. Ablauf und Tier nicht geeignet für uns. Trotzdem euch alles gute“. Während ich die Zeilen lese, kommt eine Benachrichtigung über eine weitere Rezension auf Google. 5 Sterne: „Alpakawanderung war super. Tolles Erlebnis mit einzigartigen Rhönmomenten.“ – Ich hätte das verdammte Handy einfach zuhause lassen sollen. 

 

Während ich also im Urlaub war und den Sonnenuntergang beobachtet habe, haben 2 verschiedene Parteien eine Alpakawanderung bei uns mit dem Rhönmomente-Team gemacht und anscheinend fanden es die Einen toll und die anderen eher garnicht gut. Ich war ein bisschen gekränkt und fing an darüber nachzudenken, warum mich eine schlechte Bewertung eigentlich traurig macht. Warum nehme ich mir das so zu Herzen? Dieses ständige Bewerten. Zum einen ist es sehr hilfreich, wenn Kritik oder Lob konstruktiv ist und zum anderen echt bescheuert.

Wie würde beispielsweise eine Bewertung für meinen Sonnenuntergang ausfallen?

Was sollte ich zunächst bewerten? Den Spot, die Sonne an sich? Das Wasser? Die Kulisse allgemein? Die Möglichkeit der Toilettennutzung?

 

Variante 1: Ein wundervoller Sonnenuntergang. Die Sonne spiegelt sich im Wasser, Traumhafte Kulisse und ein herrliches Ereignis mit bleibenden Momenten für die Ewigkeit. Auf jeden Fall wieder. Vielleicht noch einen Wein mitnehmen, das macht das Ganze noch besonderer.

 

Variante 2: Sonnenuntergang hier nicht zu empfehlen. Sonne sehr grell und blendet in den Augen durch das Wasser. Sonnenbrillen wären hilfreich, wurden aber vom Anbieter nicht gestellt. Man konnte sie oben im Laden zwar für 5€ kaufen, aber 5€?! Das ist echt übertrieben. Der See roch leicht nach Fisch, der Sand war zwar noch etwas warm aber irgendwie trotzdem unangenehm an den Füßen, da Muscheln zwischen dem feinen Sand lagen. Um während des Events auf Toilette zu gehen, hätte ich 150m bergauf laufen müssen. Toiletten nicht sehr sauber. Damen mussten lange anstehen, Männer dagegen konnten gleich ihr Bedürfnis verrichten. Nach dem Untergang war es sehr ruhig, aber es wurde dunkel. Resümee: Sonnenuntergang vielleicht zu einer anderen Uhrzeit machen, da sind weniger Menschen vor Ort.

 

Im Endeffekt schauen Menschen, wenn sie etwas kaufen, buchen oder besuchen zunächst immer erst auf die Bewertung. Es schafft Vertrauen. Man holt sich eine Einschätzung von Anderen und bildet sich dann selbst eine eigene Meinung. Ich denke das ist verständlich und auch vollkommen okay.

 

Wenn man dann etwas gekauft, gebucht oder besucht hat gibt es verschiedene Arten von Menschen.

Die Einen schreiben nie eine Bewertung.

Andere schreiben nur eine Bewertung, wenn es gut war oder NUR wenn es schlecht war.

Und dann gibt es noch die Bewertungs-Fetischist:innen. Immer und überall eine Bewertung schreiben. Jede Ecke wird genauestens beobachtet und bewertet. Dabei spielt das Wetter eine Rolle, IMMER die Toiletten, Parkplätze und ob Lieferzeit oder die Dauer des Events exakt eingehalten wurde.

 

Meine Meinung: Vorallem konstruktive Bewertungen sind super wichtig. Diese „doofen 0815 Bewertungen mit keinerlei Mehrwert“ würde ich gerne garnicht beantworten. Unternehmen und Hersteller sind auf Feedback angewiesen. Wenn etwas vielen Menschen auffällt kann man etwas verbessern. Wenn etwas gelobt wird, macht man es richtig. Es ist gut und Feedback ist wichtig!

 

Ich glaube das war ein guter Moment für mich heute. Immer wenn ich jetzt eine Bewertung schreibe oder beantworte, dann denke ich an den Sonnenuntergang am See 🐟

 

 Flo, 01.09.2023