Das Alpaka hat Burnout
Das Alpaka hat Burnout
„Wenn das Jahr einen Titel hätte, wäre es dieser.“
Lecko mio. Es ist kurz vor Silvester. Mal wieder. Und anstatt Floskeln zu verwenden wie „Ein anstrengendes, herausforderndes Jahr geht zu Ende und wir schauen mit Zuversicht und Motivation ins neue Jahr“, möchte ich heute gerne mal darauf eingehen, wie es wirklich 2024 bei uns war, was 2025 bei Rhönmomente so geplant ist und warum ein Alpaka Burnout haben kann 😉
Liebe Freunde, Fans, Kunden, Menschen, die das hier gerade lesen, liebe Gäste. Herzlich willkommen zum Jahresabschluss-Beitrag 2024. Es ist an der Zeit, sich neue Ziele zu setzen, denn das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir machen das bei Rhönmomente auch immer. Und wir werden auch immer besser im Ziele setzen, denn nach mittlerweile 6 Jahren verstehen wir so langsam, was es heißt, eine Firma zu führen.
Bis dato geht das für uns erfolgreichste Jahr zu Ende. Wir haben innerhalb von 365 Tagen einen Stall für 26 Alpakas mit eigenen Händen gebaut, 5 neue Themen-Events angeboten (Alpaka-Spritz-Tour, Alpaka-Wein-Tour, Bier-und-Grill-Event, Rhön-Rätsel-Tour, Walk & Talk), waren 4-mal in TV-Beiträgen zu sehen und haben am 24. Oktober 2024 einen ersten eigenen Rhönmomente-Laden mitten in Bischofsheim eröffnet. Dieses Jahr besuchten uns fast 10000 Gäste bei unseren Events & Wanderungen. Es sind 3 neue Alpakas zu unserer Herde dazugekommen, und wir haben endlich einen regelmäßigen Newsletter integriert.
Zischen den Jahren ist die Zeit um zu reflektieren und für uns ist eines ganz klar: wir werden uns 2025 verändern. Motto: Weniger ist mehr.
Dieses Jahr wollten immer mehr. Größer, schneller, weiter. Mehr dies, mehr das. Doch haben wir 2024 am eigenen Körper erfahren müssen: Wenn du dir zu viel in zu kurzer Zeit vornimmst, dann wird das Ergebnis entweder einfach nur “Scheiße”, oder die Qualität leidet. Aber erstmal langsam.
Die Nachfrage nach unseren Alpakawanderungen war dieses Jahr größer denn je, was absolut fantastisch ist! Wir sind unglaublich stolz, zu einem der „besten“ und größten Anbieter von Alpakatouren in Deutschland zu gehören. Wir haben es geschafft, als echte Marke wahrgenommen zu werden, und es reisen aus ganz Deutschland Gäste zu uns, buchen sich eine Wanderung bei Rhönmomente und übernachten dann hier für 2–3 Tage, nur weil sie durch uns die Rhön kennengelernt haben.
Wir bekommen es natürlich auch mit, wie oft Ideen von uns „kopiert“ werden. Unser Highlight, die Alpaka-Spritz-Tour, heißt jetzt neuerdings bei vielen Alpakerol-Tour oder die spritzige-Alpaka-Tour. Auch die Bierwanderung findet man in abgewandelter Art und Weise bei anderen Anbietern. Eine Ape gekauft und dann von Station zu Station laufen. Sehr innovativ 😉
Vielleicht kommt das jetzt so rüber, als würde uns das ärgern, doch das tut es nicht. Unser Kumpel Marco hat uns mal gesagt, dass in anderen Ländern die Nachahmung, als gut und etwas Positives wahrgenommen wird. Deshalb DANKE 😊
Wir sind die zwei Jungs, die sich bei einem Feierabendbier 7 Alpakas gekauft haben und daraus eine Firma gebaut haben, die Menschen nun schöne Rhönmomente bereiten möchte. Das ist das Grundziel hinter Allem, was wir überlegen. Der Rhönmoment steht im Mittelpunkt. Unsere Art und Weise, unsere unterschiedliche Herangehensweise als Brüder ist das, was man nicht kopieren kann, unsere Identität, der wir für immer treu sein werden.
Aber was genau bedeutet denn jetzt „Weniger ist mehr“?
Gerade in der Hauptsaison Juni/Juli war es verrückt. Am Parkplatz angekommen warten unsere Gäste darauf, endlich zu den Alpakas zu laufen. Wir müssen vom Parkplatz zu den Alpakas ca. 10–15 Minuten zum Stall laufen, da dieser etwas abseits auf dem Berg liegt. An sich nicht schlimm, denn wir wandern ein kleines Stück bergauf und haben einen tollen Blick auf unser schönes Dorf. Doch am Parkplatz merkt man an manchen Tagen schon eine leichte Unruhe, denn es sind viele Menschen da. Eltern mit Kindern, Erwachsenengruppen von der Bierwanderung warten manchmal noch darauf, abgeholt zu werden, und es kommen Autos angefahren, die eine etwas längere Anreise hatten. Wir haben nur zwei Toiletten und man muss ggf. 5 Minuten warten, bis man aufs Klo kann. Irgendwie macht das manche Menschen unzufrieden und manchmal scheint sogar die Sonne, was ja eigentlich gut sein sollte, aber wir haben auch schon das Feedback bekommen, warum denn so wenig Schattenplätze hier sind zum Unterstellen. Und auch das Auto steht während der Wanderung in der prallen Sonne. Uns kommt es mittlerweile so vor, als wäre die Anreise und das Drumherum wichtiger als das eigentliche Event an sich 😉 Manchmal waren bei den Alpakawanderungen ca. 30 Personen angemeldet, eine große Gruppe + manchmal noch Kinder. Und jetzt stellt euch mal vor, jede Anmeldung hat nochmal ca. 1 Kind dabei? Dann wären wir bei 45 Personen, welche mit 15 Alpakas durch die Rhön laufen. Das hat doch nichts mehr mit Rhönmomenten zu tun, oder? Genau richtig. Und das bedeutet: Ab 2025 werden die Gruppen wieder etwas kleiner. Wir werden es austesten und die richtige Gruppengröße finden. Es wird sich einiges ändern. Wir haben unglaublich Bock darauf. Es war wirklich ein tolles Jahr, wir hatten tiefgehende Gespräche, und haben so eineige Rhönmomente wahr werden lassen! Doch haben wir aufgrund der hohen Nachfrage doch gemerkt, wenn die Gruppen etwas kleiner sind, dann ist es für die Gäste noch “geiler” und so ist der plan. Gerade bei den Alpakatouren ist das Motto 2025 „Weniger ist mehr“.
So haben im Juli, August und September am Wochenende viele Touren stattgefunden, was sich dann irgendwie auch bei den Alpakas bemerkbar macht. Die haben auch nicht immer Lust, mit so vielen aufgewühlten Menschen zu wandern. Mehr Ruhe ist hier das Stichwort.
Höhepunkt der diesjährigen Saison war definitiv der Ginolfser Weideabtrieb. Seit ein paar Jahren nehmen wir an dem größten Event in unserem ca. 350-Personen-Dorf teil. Gegen Ende Oktober strömen am Sonntagmorgen gegen 11 Uhr bis zu 5000 Personen nach Ginolfs, um den Rhönschafen, Ziegen, Rindern und unseren Alpakas zuzuschauen, wie sie nach unten ins Tal geführt werden. Es gibt Leckeres aus unserem Dorf: Kartoffellocken, Weideburger, Bratwürste, Bier, GINolfs und alle warten gespannt auf das traditionelle Mittagessen und die einzigartigen Rhöner Tiere. Dann war es so weit. Um 13:00 Uhr startet der Abtrieb, und die Menschenmassen stehen gespannt neben den „Triebwegen“. Ich war am Vormittag nochmal oben bei den Alpakas, habe extra Müsli gegeben, weil mir an diesem Tag schon immer etwas mulmig im Bauch ist. So viele Menschen – und die Tiere ... Naja, jedenfalls sind wir dann oben runtergelaufen und unten warteten die tausend Besucher. Man kam sich nicht vor, als würde man Menschen zuwinken, sondern es waren lediglich die Smartphones auf uns und die Alpakas gerichtet. Menschen sind über die Absperrung geklettert, um noch näher an den Tieren zu sein. Es wurde laut gerufen und geklatscht. Es war verrückt! Als wir dann ca. 50 Meter in die Menschenmasse gelaufen sind (es waren mindestens noch 600 Meter zu gehen), blieb Oskar – das Leit-Alpaka – einfach stehen. Wir führen die Alpakas an der Leine. Und wenn man die Tiere dann zu sehr an der Leine zieht, dann laufen sie nicht mehr. So soll es auch sein, wir zwingen unsere Tiere nicht zum Laufen. Mir wurde schnell klar: Okay, bis runter schaffen wir es heute auf keinen Fall. Aber hm, Mist, was machen wir jetzt? Es warten hinter uns schon die nächsten Schafe, die runterlaufen müssen. Von draußen kamen viele hilfreiche und qualifizierte Beiträge: „Das Alpaka hat heute wohl keine Lust.“ „Oh je, die armen Tiere.“ „Hey, wenn sie jetzt schon stehen, können wir dann schnell ein Bild machen?“ „Hahaha, die Alpakas sind wohl faul, die haben heute früh wohl nichts zu essen bekommen.“ Menschen schrien, winkten uns zu, machten Fotos – es war wie im Irrenhaus. Ich war ruhig, winkte, nickte und grinste. Mein Herz pochte und alles wurde auf einmal um mich herum still. Ich hörte alles nur noch dumpf, und die Menschenmassen verschwanden in meinem Kopf.
Ich erinnerte mich an den Satz unserer Eltern, den hatten sie mal beim Mittagessen im Sommer erwähnt: „Wenn das mit den Menschen so weitergeht, bekommen unsere Alpakas noch Burnout. Die Alpakas brauchen auch mal Urlaub.“
Die Alpakas haben Burnout. Fuck ja, dachte ich mir. Genau richtig, ihr habt keinen Bock mehr auf dieses ganze Schauspiel. Warum also runterlaufen? Wir liefen am Seitenrand der Menge hinaus auf eine Wiese und warteten bis sich der Trubel gelegt hatte. (Wir versteckten uns hinter einer Halle, da die Menschen auf uns zu strömten, als wir uns abseits bewegt hatten. Es war verrückt 😉 Aber nur noch kurz als kleiner Seitenhinweis: Den Tieren ging es dabei gut, es waren einfach nur zu viele Menschen.
In 90 Tagen zum eigenen Laden
Anfang des Jahres 2024 im Skiurlaub hatten wir die gemeinsame Idee, Lisas Kerzenladen zu schließen und den ganzen Fokus auf Rhönmomente zu legen. Gut, let’s do it. Einfach loslegen und machen, werden wir schon irgendwie schaffen. Bischofsheim Rhön, Marktplatz 12, das wird schon funktionieren. Also haben wir neben der Fertigstellung unseres Alpakastalls von März bis Juni den Laden geplant. Wir haben Produkte ausgewählt, uns um ein Kassensystem gekümmert, herumgesponnen und überlegt, was gut bei Menschen ankommt, die uns im Laden besuchen. Was möchten wir für einen Mehrwert bieten? Da wir ja Selfmade-Typen sind, kam es für uns auch nicht in Frage, einen teuren Ladenbauer zu beauftragen. Also ging es im August dann los. Wir hatten 90 Tage vom Ausräumen bis zur Eröffnung. Also hieß es Vollgas geben. Das ganze Video vom Umbau findest du übrigens hier: https://www.youtube.com/watch?v=TRthdDCZI7A&t=749s
Der Umbau ging echt an die Substanz. Lange Tage, schlaflose Nächte, nebenbei das Tagesgeschäft mit vielen Events noch geregelt. Es war crazy. Es gab nur noch Blinker links und Vollgas. Every fucking day. Es ging wieder alles gut, die Eröffnung war ein voller Erfolg und das Feedback von euch bzw. unseren Besuchern war der absolute Wahnsinn. Danke dafür, das ist wirklich nicht selbstverständlich.
Doch während des gesamten Jahres hat sich in uns schon die ganze Zeit irgendetwas angestaut. Das ständige Abrufbarsein, alles auf Social Media teilen zu müssen, extrem anstrengende Kunden – es schreit aus uns heraus: Wir brauchen mehr Ruhe und möchten mehr Qualität in unserem Alltag. Wir hatten das Ziel, 2024 montags mal frei zu machen. Das haben wir vielleicht 2–3 Wochen durchgezogen, doch dann kam wieder etwas dazwischen. Die Transformation vom Selfmade-Selbstständigen hin zu einem geregelten Alltag, einem geregelten Unternehmen mit Öffnungszeiten, haben wir nie verstanden, doch jetzt, nach diesem Jahr, begriffen. Wir müssen uns nicht für alles und jeden verbiegen. Wir sind die Jungs von Rhönmomente und wir können unsere eigenen Regeln in unserer eigenen Firma machen 😊 Das ist ein gutes Gefühl. Und dieses Gefühl nehmen wir mit ins nächste Jahr.
Es war wirklich ein sehr emotionales Jahr 2024 und es war das erfolgreichste Jahr jemals. Rückblickend bleiben am meisten die Tiefgehenden tollen Gespräche im Kopf, Gespräche mit besonderen Menschen. Dafür danken wir jeden einzelnen von euch die bei uns waren! Es hat uns eine unglaubliche Freude gemacht euch Rhönmomente zu bereiten und wir hoffen das hat man auch gespürt! Wir möchten Rhönmomente stetig verbessern und das Erlebnis, wenn man uns besucht soll einmalig sein. Einfach ein ganz besonderer Moment, deshalb freuen wir uns auch so sehr auf 2025, denn seit einiger Zeit beschäftigen wir uns mit 2025 und unserer Vision für die Zukunft. Wir haben noch so einiges vor, so einige Ideen, die wir in die Wirklichkeit umsetzen werden. Es wird grandios.
Damit diese Ideen in uns reifen können, haben wir uns dazu entschieden, uns für eine längere Zeit zurückzuziehen. Es muss wieder getüftelt werden. Die Kreativität hat unter dem täglichen Alltagsgeschäft gelitten. Und unser Kern sind die kreativen Ideen. Deshalb werden wir uns auf Instagram für 3 Monate verabschieden. Es wird keine Story geben, keinen Beitrag – nothing. Alle Infos findest du auf unserer Webseite oder melde dich besser im Newsletter an, da erfährst du sowieso alles vor allen anderen. Wir melden uns ab, wünschen euch einen absolut großartigen Start ins Jahr 2025 und sehen uns am 1. April 2025 wieder. Bis dahin besucht uns auf einer Wanderung, shoppt in unserem Laden oder schreibt uns einfach eine Mail. Wir sind für euch wie gewohnt da, doch ziehen uns jetzt für 3 Monate von den sozialen Medien zurück. Wir haben nämlich geile Ideen. Und die warten darauf, umgesetzt zu werden. Fokus.
Flo & Maggi