5 Jahre Rhönmomente - Part 2

5 Jahre Rhönmomente - Part 2

Nachdem ich nun eine Nacht darüber geschlafen habe, ist mein Kopf wieder sortiert. Ich liebe das Gefühl, früh aufzustehen, obwohl man eigentlich noch 1-2 Stunden im Bett liegen könnte. Ich liebe es, zur Arbeit zu fahren und dabei den Sonnenaufgang zu beobachten. Zurzeit ist alles mit Tau bedeckt. Die Sonne kommt langsam durch die sanften Nebelfelder heraus, und sobald die ersten Strahlen mein Gesicht treffen, fühlt es sich richtig schön an! 

  

Wenn ich auf mein "altes" Leben zurückblicke, hätte ich das wahrscheinlich nie so wahrgenommen. Ich wäre lieber im Bett liegen geblieben. Damals gab es "Gleitzeit". Ich wäre zur Arbeit gefahren und hätte nur daran gedacht, wie ich diesen Tag überstehe. Die ganze Autofahrt hätte ich mir gesagt, "Oh Mann, ich habe keinen Bock." Und dabei hätte ich diesen wunderschönen Sonnenaufgang nicht erlebt, obwohl er da gewesen wäre. 

  

Doch heute, nach 5 Jahren, wollen wir einmal zurückblicken, wie alles angefangen hat. Die Geschichte kennt ihr wahrscheinlich, falls nicht, schaut einfach den Blog mal durch, irgendwo habe ich die Story mal geschrieben. Hier nochmal kurz zusammengefasst: 


Maggi und ich arbeiteten beide in der Industrie und haben bei einem Feierabendbier an unserem damaligen Baumhaus über das Leben nachgedacht. Dabei kamen wir irgendwie darauf, dass wir unsere Heimat so sehr lieben und froh sind, hier zu wohnen. Dieses Gefühl wollten wir mit anderen Menschen teilen - Die Rhönmomente. Wir fanden es eine gute Idee, Alpakas zu kaufen, doch vorher hatten wir diese Tiere noch nie in echt gesehen. Wir kauften sie eine Woche später, und dann ging es voll los. 

 

Die Anfänge waren voller Energie und Euphorie. Wir wussten nicht, was wir machen sollten, und es fühlte sich so aufregend an, alleine ins Unbekannte zu fahren. Wie baue ich eine Webseite? Wie nehmen Menschen diese Idee an? Werden wir ausgelacht? Wie zur Hölle sollen wir es schaffen, dass Menschen zu uns nach Ginolfs kommen? 

  

Es war so unglaublich aufregend, als wir damit starteten. Dieses Gefühl hatten wir 2 Jahre lang, und wir waren uns für absolut nichts zu schade. Nach der Arbeit saßen wir oft bis 23-24 Uhr am PC und arbeiteten weiter. Früh um 5 Uhr aufstehen und ab zur Arbeit. Maggi hatte damals Nachtschicht, er kam um 6:30 Uhr nach Hause, nahm gleich die Verpflegung für die Bierwanderung beim Bäcker mit, und dann ging es los mit 35 Leuten, um die Bierwanderung anzubieten. Und das mit guter Laune ohne, dass es die Kunden merkten. Naja, die Augenringe haben es wahrscheinlich doch verraten 😅 

  

Dann war es soweit. Die Idee zu kündigen, rückte immer näher. "Lass es uns machen, es wird schon klappen. So kann es nicht weitergehen." Okay, also "Scheiß drauf". Es war das Jahr 2021, und Maggi kündigte als Erster. Jeder hatte uns geraten, das nicht zu tun, gerade in dieser Zeit. Wer wusste schon, wie es weitergehen würde? Vielleicht könnten wir nie wieder Wanderungen anbieten? Aber wir hatten in den ersten 2-3 Jahren gelernt: "Höre nicht auf Diejenigen, die dort sind, wo du nicht sein möchtest. Hole dir stattdessen Rat von deiner Familie, überlege sorgfältig und hol dir Ratschläge von Menschen ein, die dieses Gefühl schon erlebt haben. Die bereits öfter hingefallen und wieder aufgestanden sind als du." 

  

Auch diese Phase war super aufregend, doch so langsam kam der Alltag. Ich kündigte etwa 1 Jahr nach Maggi und wir bauten in unserem alten Haus unserer Ur-Großeltern unser Büro. Der Hühnerstall wurde zum Versandlager für den Onlineshop, das Büro im alten Haus und die Kantine ist jetzt bei der Oma nebenan 😉 

  

Jetzt kamen immer wiederkehrende Aufgaben: E-Mails beantworten, Telefonate führen, Versand erledigen, Wanderungen durchführen, Alpakas ausmisten, Büro putzen, Bestellungen durchführen, Buchhaltung, Finanzamt und all das begann diese anfängliche Euphorie etwas zu dämpfen. 

  

Am Anfang war man schnell und wendig wie ein Speedboot, doch irgendwann wurde dieses Boot größer und neigte dazu, langsam und träge wie ein Kreuzfahrtschiff zu werden. 

  

Hier begann die Phase, in der wir uns fühlten, als würden wir feststecken. Immer dasselbe tun, und irgendwie war das Feuer weg. Warum? Wir stritten uns öfter und wurden zunehmend unzufrieden. Ich glaube, diese Phase dauerte etwa 4 Jahre und hielt mehrere Monate an. 

  

Wir stellten die ersten Mitarbeiter:innen (ens Mitarbeitens 😉 ) ein und versuchten, Aufgaben zu delegieren. Und hier stehen wir jetzt, gerade am Anfang der Transformation unseres chaotischen Startups in ein kleines, aber feines Unternehmen. Es läuft noch lange nicht so, wie wir es gerne hätten, das geben wir auch offen und ehrlich zu. Doch mittlerweile haben wir unser Feuer wieder gefunden, weil wir gemerkt haben, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen. 

  

Manchmal fehlt uns noch das richtige Werkzeug dazu, aber wir werden sicherlich wissen, wenn wir die nächsten 5 Jahre erlebt haben. Wir haben so unglaublich Bock weiterzumachen. Es freut uns auch extrem, dass wir auf den sozialen Medien so viele Menschen für unsere Idee begeistern können – für die Rhönmomente! Auch das ist etwas, was uns anspornt. Die Anerkennung und das Feedback von Menschen, die wir treffen oder die an einer Wanderung teilnehmen, sind für uns von unschätzbarem Wert. 

  

Das Wichtigste kommt jetzt noch zum Schluss: 

  

Nach 5 Jahren passiert einiges mit einem, und es ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Meistens landet man mit der schlechten Laune oft bei seinen wichtigsten Menschen: der Familie. Und eins sei gesagt, ohne die Familie an unserer Seite, die auch einfach mal den Frust mit einem teilt, hätten wir das sicherlich nicht geschafft. 

  

Auf die nächsten 5 Jahre! 

  

  Flo – 02.10.2023 ✌🏼